Mittwochabend: Männerfrei!   |    Nenn mich nicht Mutti    
     
 
Leseproben

"Nenn mich nicht Mutti!"

Das Geschenk

Kennen Sie das Gefühl, das Ihnen verzweifelt versucht zu sagen: Da ist noch was!? Irgendwo in einem geheimen Verlies Ihrer Erinnerungen lauert ein Gedanke, der sich nicht fassen lässt, jedoch unablässig pochend wispert: Hol´ mich hier raus!
„ Ich bin vierzig!“ Da ist er wieder, dieser fiese Satz! Lange hatte ich ihn hinter meine dicksten Festungsmauern des Vergessens verbannt und die Stahltüren mit Schlössern versehen sowie deren Schlüssel im dunklen See der Demenz versenkt.

Jetzt lässt er sich nicht mehr verdrängen. Na und? Jede trifft es mal. Da kann frau nichts machen! Der Lack ist nun mal ab, da helfen keine extravaganten Cremes. Auch sie lassen die biologische Uhr nicht langsamer ticken, denn die Natur ist unerbittlich. In der Pubertät verfetten unsere Haare, und sind wir das Dilemma los, gehen wir selbiger verlustig und unser Körper aus dem Leim. Gleichfalls zwickt es hier und zwackt es dort. Ist frau dann an dem Punkt angelangt, wo sie mit ihrer besten Freundin über das Wetter im Allgemeinen und besonders in Europa sowie Rheuma und Osteoporose bei entkoffeiniertem Kaffee debattiert, hat sie nichts mehr zu verbergen!
Aber da war ich doch wohl noch nicht angelangt! Desto größer war mein Schock, als ich an diesem bemerkenswert traumatischen Tag unter Nelken dekoriert eine Lamafelldecke als Geschenk von meiner Schwiegermutti Doris und ihrem Kurt fand.
     
  Und gleich daneben lokalisierte ich einen Gutschein von meinem Gatten Oliver und unseren Kindern Max-Felix sowie Marie-Lisa. Nicht irgendeinen!

Den für eine bekannte Drogerie- Kette gab es nun schon seit geraumer Zeit. Er war mir jedoch im Laufe der Jahre auch immer lieber geworden. Da konnte ich dann mal wieder sorglos das Zeug aus der Fernsehwerbung in den Warenkorb legen, das ja sowieso sehr kundenfreundlich auf Blickhöhe drapiert ist, und musste nicht in den unteren Regalen mit den No- name- Schnäppchen entlang schnüffeln. Nein, das war deprimierender, alarmierender, frustrierender!

Ich bekam einen Gutschein für den Fitness-Club serviert. Zunächst glaubte ich noch hoffnungsvoll, es sei die Eintrittskarte zu dieser renommierten Men- Strip- Show, bei der frau auch selbst Hand anlegen durfte. Weit gefehlt! Auf mein anschließendes Veto im Familienrat wurde bemerkt, man wolle mir Gutes tun. Denn schließlich würde ich schon mächtig mitleiderregend beim allwöchentlichen Großeinkauf schnaufen, da ich offensichtlich meine liebe Not mit dem Bierkasten hätte. Meine Lieblingsnachbarin Mandy hätte sich deshalb bereits sorgenvoll bei meinem Bärchen nach meiner Bandscheibe erkundigt. Die Ziege! Vielleicht, so meinten meine Lieben einhellig, böte die Wellness- Oase eine Rückenschule für die reife Frau an.

Und, mein Bärchen zwinkerte mir lustvoll zu, vielleicht könne ich ja was für meine Brustmuskeln tun. Im letzten Super- Sonder- Katalog hatte mann da einen tollen BH entdeckt. Der wäre soo was von lecker, würde an mir aber noch besser aussehen, wenn ….
Na warte!